Aves-Geweihte "Sibel"

Kein anderes Shooting hat von der ersten Idee bis zur Umsetzung so viel Zeit in Anspruch genommen wie dieses:

Alles begann mit der Illustration einer Berliner Künstlerin. Darauf zu sehen war eine junge, beschwingte Frau auf Wanderschaft. Ein großer Hund begleitete sie; ein paar Papageien flogen in der Ferne vorbei. Die zweckmäßige Kleidung war detailverliebt und bunt; das Innenfutter des langen Wandermantels schien aus filigranen Pfauenfedern gefertigt...

Kenner des deutschen Rollenspielsystems "Das schwarze Auge" wissen, dass es sich bei der so Beschriebenen um eine Aves-Geweihte handelt. 

In einem ersten Anlauf für eine vage Umsetzung stellte ich ein ziemlich beliebiges Outfit aus meinem Fundus zusammen, raffte eine Unmenge an Accessoires dazu und fragte eine liebe Bekannte, ob sie Lust hätte, das Shooting zu modeln. Sie wollte, und so besprach ich mit ihr noch rasch die organisatorischen Eckdaten, so dass man bald im goldenen Herbst (2022!) auf der wunderschönen Burgruine Lindelbrunn shooten könne.

Zu dumm nur, dass ich am Vorabend des fraglichen Tages versetzt wurde mit der Begründung, man habe vergessen, dass man ebenda ja einen Umzug zu unternehmen habe. Ärgerlich.

Ein Jahr später herbstete es abermals gülden, und ein neuer Temrin sowie ein neues Model waren gefunden: Die liebe E., mit welcher ich vorher einst eine tolle Urban Session in Karlsruhe geshootet hatte, war nur zu gern bereit, in die Haut der abenteuerlustigen Geweihten zu schlüpfen. 

Das vergangene Jahr hatte ich derweil genutzt, um dem Outfit der Vorlage möglichst gerecht zu werden: Für das Innenfutter des Mantels hatte ich einen sehr überzeugenden Pfauenfeder-Digitalprint-Stoff aufgespürt, welcher in stundenlanger und liebevoller Handarbeit von einer Bekannten eingenäht wurde. In der Zwischenzeit hatte ich mit meiner Tochter gemeinsam ein opulentes Pfauenfeder-Headpiece auf Basis eines Haar-Reifs gebaut, und der Tag des Shootings rückte näher und näher... 
Aber irgendetwas stimmte nicht. 

Als die Erkenntnis, was genau es war, mich endlich traf, war mir diese recht unangenehm: Der Mantel - eines der Herzstücke des Outfits - war schlicht viel zu lang für die kleine und zierliche E. 
Schweren Herzens musste ich ihr absagen und versicherte ihr gleichzeitig, sie bei jeder neuen Shooting-Idee stets mit zu bedenken.

Auch der Herbst 2023 zog also ohne Fotos von einer Aves-Geweihten ins Land; aber nun hatte ich ein Outfit, für das ich ein Model brauchte (statt umgekehrt). 
Es sollte bis zum Frühjahr 2024 dauern, bis ich - nicht ohne den Mut der Verzweiflung - eine meiner ersten Kundinnen anschrieb, mit deren kleiner Familie ich vor Jahren ein schönes Outdoor-Familien-Shooting abgehalten hatte. Ich konnte nicht ahnen, dass ich mit meiner Anfrage offene Türen bei ihr einrennen würde (und war ihr so unendlich dankbar :-D ).

Kurzum; das Shooting (auf TfP-Basis) erwies sich nach einem erfolgreichen Nachmittag auf der Burgruine als eines der schönsten, vielseitigsten und erfolgreichsten meiner Laufbahn.